Auf der steten Suche nach dem perfekten Song
Winfried Bode macht seit 40 Jahren Musik
und immer wieder Abstecher in andere Metiers der Kunst

von PETER LIMBACH

Winfried Bode Ein Mann und seine Gitarre. BILD: MAX GRÖNERT
Seit fast 40 Jahren ist Winfried Bode auf der Suche - nach dem perfekten Song. Und derzeit wieder ganz besonders intensiv. Der Rock-Musiker bastelt an einem neuen Album. Vielleicht klappt's ja diesmal, vier, fünf Minuten für die Ewigkeit zu erschaffen. So wie „God Only Knows“ von den Beach Boys aus dem Jahr 1966. „Dieses Lied ist so wahrhaft schön und kunstvoll zugleich, einfach und vertrackt in einem, und der mehrstimmige Chorgesang ist himmlisch“, schwärmt der Sänger und Multi-Instrumentalist. Dass er sich ein hohes Ziel gesetzt hat, weiß er. Und wenn es wieder nicht hinhaut - „kein Drama“. Das Album, an dem er arbeitet, will er vorsichtshalber „Not Finished Yet“ nennen, was so viel heißt wie: „noch immer nicht am Ziel“ und „noch lange nicht am Ende“. Seit 1965, seit fast 40 Jahren, macht er Musik, Rock 'n' Roll, Pop, Blues und Folk. Genialen Song-Schmieden wie Brian Wilson von eben jenen Beach Boys und natürlich den beiden Beatles Lennon and McCartney eifert er seitdem nach. „Lieder zum Mitsingen zu schaffen, die aber auch nach 30 Jahren noch frisch klingen und Neues offenbaren“, das ist Bodes Traum. Dass sein mit Abstand größter Auftritt 37 Jahre zurückliegt - 1967 mit der Band The Gang in der Sporthalle als Anheizer für die britischen Kinks - macht dem 55-Jährigen gar nichts. Auf den großen Erfolg ist er nun mal nicht programmiert. „Ich wollte nie Kompromisse machen; wenn Plattenfirmen mit guten Angeboten kamen, aber meine Musik angepasster klingen sollte, habe ich abgelehnt.“ Musiker ist er sowieso nur deshalb geworden, „weil es ständig in mir brodelt und ich diese Emotionen und Unruhe-Zustände mit Gitarre, Keyboards, Bass und Gesang am besten freisetzen kann“. Und weil zumindest früher Typen mit elektrischen Gitarren vor den Lenden jede Menge Mädchen, Groupies, abschleppen konnten. Die Zeiten sind aber passé. Und nicht nur „weil die Frauen insgesamt selbstbewusster geworden sind“, wie Bode festgestellt hat, „die fallen auf solch platte Symbole kaum noch rein.“ Heute geht es ihm nur noch darum, die Arrangements zu verfeinern, den mehrstimmigen Gesang - den er meist ganz alleine auf zig Bändern übereinander stapelt - noch berauschender klingen zu lassen. Die Zeit im Studio empfindet er als harte Arbeit. Der Spaß beginnt, wenn er seinen Werken auf der Bühne Leben einhaucht. „Erst beim Live-Erlebnis stellt sich heraus, was ein Song wert ist.“ Schade nur findet der Alt-Rocker, dass es in der Musik-Stadt Köln „keine richtige Szene mehr gibt, kein gegenseitiges Befruchten“. Auch die Club-Landschaft sieht er regelrecht veröden. Die Stadt verordne den Besitzern von Live-Clubs derart hohe Auflagen, dass die niedrigen Gagen und die zahlreichen Pleiten kein Wunder seien. Und falls Köln Kulturhauptstadt werden sollte, befürchtet er noch stärkere Probleme. „Einerseits würde die Stadt nach außen hin attraktiver, andererseits bleibt dann für die Basis noch weniger Aufmerksamkeit und Geld übrig.“ Ein Grund aufzuhören, ist das nicht. Mit seiner Band The Robinsons, in Trios und Duos sowie einem Musik-und Literatur-Projekt will Bode weitermachen. Demnächst wird in Dünnwald eine Ausstellung mit Fotos von Bode eröffnet. Im Grunde, so meint er, sollte er es sein lassen, noch anderen Künsten - auch der Malerei - zu frönen. „Ich will zu viel, zerfleddere mich.“ Besser wäre doch, sich auf eine Sache zu konzentrieren, auf die Musik. Aber, so fügt er lächelnd hinzu, wo bliebe dann der Spaß? Und die ganze Energie?

frühere aktuelle Mitteilungen (Archiv):

Ausstellung Dascha Verne - März 2004

Installation Michael Bleyenberg, Agneskirche Köln 2003 - 2004

Hinterhoffest Lupusstraße 39: 1. Oktober 2003