Improvisationen
für Jazzcombo und Malerei
Studio DuMont 1966
Jürgen Pahl, as
Im Albertus-Magnus-Gymnasium, wo ich Mitte der 60er Jahre als junger Kunsterzieher im Angestelltenverhältnis gearbeitet habe, lernte ich Jürgen Pahl kennen (damals Schüler der Oberstufe und Leader einer Jazzcombo). Jürgen spielte Altsaxophon und Flöte und war sehr von John Coltrane inspiriert, dessen berühmtes Quartett ich in Düsseldorf live erlebt hatte.
Unser gemeinsames Interesse am Jazz und an der Improvisation führte zu einem Projekt, bei dem wir versuchten, die Malerei (großformatige Pinselzeichnung) als drittes improvisierendes Medium einzuführen. Dabei fungierte die Malerei als grafische Partitur und die Musik (Horn, Piano und Drums) als melodische und vor allem rhythmische Inspiration für die Malerei. Wir probten diese Dialoge zunächst im Atelier und auf einer privaten Fete, um sie dann vor Publikum im DuMont-Studio vorzuführen. Leider blieb es bei diesem einmaligen Versuch, den wir selber sehr spannend fanden ... die Kritik reagierte aber ziemlich verständnislos. Entweder wir waren nicht gut genug, oder die Zeit noch nicht reif.
Improvisationen für Malerei: Ich war damals stark von der Aktionsmalerei beeindruckt, mit der mich eine Hassliebe verband. Faßbender hatte in der Zeichenklasse der Akademie großen Wert auf genaue Kontrolle gelegt. Die schnelle Geste war verpönt. Der Alte konnte auch nicht viel mit Free Jazz anfangen - er machte ihn nervös. Bei uns Jungen war das anders. Wir versuchten, schnell und nervös zu sein, vor allem Jürgen Lachera, ich und Bernhard J. Blume, der aber versuchte, Schnelligkeit mit Trivialität und Präzision zu verbinden.
Für mich ergab sich das Problem, sich einerseits in der Improvisation der schnellen Entscheidung zu öffnen, andererseits doch auch die Gestik nicht einfach laufen zu lassen. Das ging nur mit großer Intensität. Damals kannte ich noch wenig von den Möglichkeiten der Kontemplation, obwohl ich mich auch mit Zen beschäftigte. Ich versuchte aber, alles alleine zu lernen, um möglichst authentisch zu sein.