Aufruf Kölner Bürger April 2005 |
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(Aus einem Interview mit Mathias Richling im Kölner Stadtanzeiger am 29. 3. 2005): |
Stadtanzeiger: "Sie kennen die Debatte um die Zukunft des Kölner Opernhauses, in dem Sie zum wiederholten Mal gastieren?" Richling: "Ich finde, das Gebäude hat einen besonderen Reiz. Das ist ein Klassiker. Es stammt aus einer Zeit, in der man so gebaut hat. Wenn nicht schon die Termiten daran nagen, bin ich gegen einen Abriss. Wenn ich heute in die Stuttgarter Oper gehe, die nach der Zerstörung im Krieg wieder saniert und aufgebaut worden ist, dann weiß ich, wie vor hundert Jahren gebaut wurde. Das wird man hier in 50 Jahren auch sagen: „Guck mal, so hat man vor hundert Jahren gebaut." |
Wir begrüßen diese pointierte Stellungnahme von Mathias Richling, der wir uns hier ausdrücklich anschließen.
Mit Bestürzung beobachten wir, dass die Debatte um den Erhalt oder Abriss des Kölner Opernhauses so geführt wird, als ob es sich dabei um eine völlig offene Frage handele, in deren Verhandlung man je nach augenblicklicher Laune alle Bedenken, Aversionen, Wünsche und Phantasien beliebig einbringen könnte. Weit gefehlt – hier geht es nicht darum, ob man die Oper abschaffen sollte, weil man sie persönlich scheußlich findet oder weil man sich gar ein neues Opernhaus wie in Sydney am Rheinufer erträumt. Auch kann nicht vorrangig sein, welche Lösung am billigsten ist. Unseres Erachtens geht es vor allem darum, wie wir mit unserer Stadtkultur, mit unseren Künstlern und Architekten, mit den Gebäuden und der Geschichte unserer Stadt umgehen wollen. Das sind keine Tagesfragen, zu denen man sich mal so eben je nach subjektivem Geschmack und ohne weitere Folgen äußern kann. Wie zuletzt die Ausstellung ‘Wilhelm Riphahn. Architekt in Köln’ im Museum für Angewandte Kunst zeigte, zählt Riphahn, der Architekt des Opernhauses, zu einem der wichtigsten Kölner Baumeister des 20. Jahrhunderts. Sein Werk, das haben nicht nur Richling, sondern auch andere kompetente Kölner Bürger in der Leserbriefdebatte im Kölner Stadtanzeiger betont, ist ein bedeutender Teil unserer städtischen Baugeschichte – ein Zeugnis für den Willen zum Wiederaufbau nach den schrecklichen Zerstörungen des 2. Weltkriegs. Wie lieblos man mit Wilhelm Riphahns Bauten umgeht, zeigt sich nicht nur in der langjährigen Vernachlässigung des Operngebäudes, sondern auch an der Bastei, die seit vielen Jahren kaum genutzt verkommt. Wie schnell abgerissen und unwiederbringlich städtische Bausubstanz zerstört wird, haben wir gerade in Köln in der Vergangenheit schmerzlich erfahren müssen. Und doch ist auch immer wieder hervorragendes Engagement beim Erhalt wertvoller Gebäude geleistet worden: Es waren Initiativen Kölner Bürger, die den vollständigen Abriss der letzten Stadtmauerreste verhinderten, die den Wiederaufbau der Kölner Kirchen sowie die Renovierung der Neustadt förderten und die die alternative Nutzung des Stollwerckgebäudes und der Alten Feuerwache erreichten. Dieses Engagement aufgreifend fordern wir statt Abriss und Neubau die sorgfältige Renovierung und Modernisierung des existierenden Opernhauses nach Maßgabe des Denkmalschutzes. Kreative Ideen sollten nicht an untragbare Wunschgebäude verschwendet werden, sie sind vielmehr dort von Nöten, wo es um Nutzung und Inhalte geht. Als Bürger, die diese Stadt lieben und sich für sie verantwortlich fühlen, appellieren wir an die zuständigen Politiker und Verwaltungsbeamten unserer Stadt: Bitte zeigen Sie Verantwortung im Umgang mit diesem Bau – erhalten und pflegen Sie ein eindrucksvolles Denkmal unserer Stadtgeschichte! Michael Zepter, Zeichner und Autor; Walter Vitt, Kunstschriftsteller, Willi Frommberger, Maler; |
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