- Es
gab Völker, die keine Kleidung hatten, aber
es hat niemals ein Volk ohne Schmuck gegeben. Sei
es, dass diese Primitiven seltsame Muscheln oder Kieselsteine
zu Schnüren reihten, sei es, dass sie sich die
Zähne und Krallen erjagter wilder Tiere um den
Hals und um das Handgelenk hängten, oder sich mit
Federn, Blumen und Blättern dekorierten. Alle fanden
Mittel und Wege, sich zu schmücken. Es
ging dabei nicht ausschließlich um die höchst
widerspruchsvollen Vorstellungen idealer Schönheit.
Es ging auch um Zauber und die Beeinflussung unsichtbarer
höherer Mächte durch Amulette, Totems, Armreifen
und Talismane um ein Abschrecken der Feinde um ein Zurschaustellen
von Reichtum und Macht und um die Betonung erotischer
Momente in den Beziehungen der Geschlechter zueinander.
Um solcher Kostbarkeiten willen wurde allezeit geraubt,
gemordet und betrogen, wurden Kriege geführt und
Reiche zerstört.
- Im
alten Orient ließen
Zahl und Art des Armschmucks
die Rangunterschiede erkennen, bei den
Römern wurden
Armreifen (dextralia und armillae) als militärische
Auszeichnung vom Kaiser an verdiente Soldaten verliehen.
In der Völkerwanderungszeit
war der Armschmuck weit verbreitet, so ließen
die Angelsachsen den Eid
auf ihre Armspangen schwören. Bis
zum 12. Jh. wurde Armschmuck von Männern
und Frauen getragen, später nur noch von Frauen.
- Bis
ins 19. Jh.
war die Herstellung von Schmuck Sache des Handwerks.
[Heute unterscheiden wir zwischen industriell, kunsthandwerklich,
künstlerisch und selbst hergestelltem Schmuck].
- Seit
den zwanziger Jahren sprießt
und blüht es zu dem üppig im Garten des Mode-
und Phantasieschmucks. Es hat sich eine Schmuckgesellschaft
entwickelt.
- Heute
haben sich Warenhäuser und Versandgeschäfte
in den Verkauf eingeschaltet. Schmuck wird zur Ware,
fast zu einem Markenartikel geschaffen. Goldschmiedewerkstätten
stellen das individuelle Einzelstück für viel
Geld her. Der Modeschmuck
wird sehr populär. Er welkt rasch und wird unmodern,
liebt die modische Übertreibung, verwechselt des
öfteren Begriffe wie elegant und exzentrisch, farbig
und bunt und lebt selten länger als eine Saison.
[Ulla
Stöver (1968). Gütersloh: Bertelsmann Ratgeberverlag
Reinhard Mohn.
Lexikon der Kunst, Bd. 1, Berlin 1984]
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Anhänger
Sylvia, Maison Vevet 1900
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