Die Mütze
von Julia Janßen
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Kutschka - Filzkappe der türkischen Soldaten 1908 Frauenmütze der Kalmücken 1882 Männerzipfelmütze Island  
Zur Begriffsklärung:
 

Die Mütze, spätmhd. mutze, mhd. almuz (Chorkappe der Geistlichen), aus dem mittellateinischen almutium (Umhang um Kopf und Schulter der Geistlichen; aus: Duden; Ethymologie 1963); nach Brockhaus kommt das Wort ursprünglich aus dem Persischen.

Die Mütze ist als eine Kopfbedeckung von wechselnder Form schon sehr alt. Man versteht darunter - im Gegensatz zum Hut - eine weich verarbeitete, manchmal auch durch Einlagen versteifte Kopfbedeckung ohne Krempe. Die Mütze wird in Abständen von der Mode wiederentdeckt. Auch zu mancherlei Berufsbekleidung gehört eine Mütze (oft mit Schirm).

Heutzutage gibt es unzählig viele verschiedene Arten von Mützen. Sie reichen von einfachen Wollmützen bis hin zu Polizeimützen etc. . Einige heute nicht mehr ganz so bekannte Varianten sind hier beispielhaft aufgeführt:

  • Balzo - Ein Balzo ist eine turbanähnliche italienische Mütze des 15. und 16. Jhd. . Die Basis bestand aus Blech oder Leder, die mit einem bunten Stoff, meistens Seide, überzogen wurde.
  • Baskenmütze - Als Baskenmütze bezeichnet eine kleine runde Kopfbedeckung. Mitte der 20er Jahre wurde die Baskenmütze durch die Vermittlung der Franzosen (Basken) überall modern. Bis heute wird sie z. B. als Sportmütze getragen.
  • Batwat - Als Batwat bezeichnet man ein kleines gepolstertes Mützchen, welches die Ritter im Mittelalter trugen, um den Druck ihres Helmes abzufangen.
  • Phrygische Mütze - Die Phrygische Mütze ist eine kegelförmige Kopfbedeckung mit nach vorne gelegter Spitze. Ursprünglich trugen sie die Phryger, von ihnen übernahmen sie die Griechen. Während der Französischen Revolutionwurde sie zum Bestandteil der Jakobinertracht.
  • Pilos - Unter dem Begriff Pilos versteht man eine mützenartige Kopfbedeckung, die aus Leder, Stroh oder Fell sein konnte. Sie wurde von den Griechen und Römern getragen. Bei den Freigelassenen galt sie als ein Zeichen der Freiheit.

Derwisch Mütze

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Karnevalsmützen, Köln 1859

Zum Zweck/ zur Funktion der Mütze:
 
  • Eine Mütze kann dem Zweck dienen vor Witterungseinflüssen zu schützen.
  • Sie kann aber auch als Abzeichen einer ethnischen oder sozialen Gruppenzugehörigkeit, wie auch einer Berufsgruppenzugehörigkeit dienen.
  • Auch als Abzeichen des Familienstandes, des religiösen Bekenntnisses u. a. m. ist sie gebräuchlich.
  • Die Narrenkappe bzw. Karnevalsmütze gilt als Zeichen für (temporäre) närrische Gesinnung.
  • Als Accessoire kann sie in der Mode eine Rolle spielen.
Albrecht Dürer: Bildnis Bernhard v. Reesen
Zur Topologie der Mütze:
 
In der Regel trägt man eine Mütze auf oder um den Kopf. Sie kann nur den Scheitel bedecken oder auch bis über die Ohren gehen. Strickmützen, die auch das Gesicht bedecken und nur Augen- und Mund freilassen, schützen vor extremer Kälte, werden aber auch als Maskierung benutzt (Terrorismus, Banküberfälle u. ä.)  
Zum Aussehen der Mütze:
 

Das Aussehen einer Mütze kann variieren je nach:

  • Form (konisch, flach, rund...)
  • Material (Wolle, Baumwolle, Seide, Garn, Stoff, Leder, Stroh...)
  • Farbe/ Muster (uni, mehrfarbig, gemustert...)
  • Fertigungstechnik (häkeln, nähen, stricken, filzen...)
  • Zubehör (Bommel, Ohrenklappen...)
  • Schmuck/ Applikation (Schnüre, Kordeln...)
  • Größe (einheitlich, groß, klein)
Barthel Gilles: 'Barrikade' 1929
Zur Geschichte der Mütze:
 
  • Schon aus der Steinzeit lassen sich Funde von Mützen nachweisen.
  • Bei den Babyloniern und Assyrern gab es meist überhaupt keine Kopfbedeckungen. Soweit sie vorkamen, stellten sie den Vorläufer des Turbans oder Fez dar. Auf einigen Reliefs aus dieser Zeit sind konische Mützen dargestellt.
  • Im antiken Griechenland trugen die Männer eine kleine kugelförmige Ledermütze, manchmal auch eine kegelförmige Filzkappe (Pilos), oder die kegelförmige phrygische Mütze mit vorne überhängendem Zipfel.
  • Auch die etruskischen Männer trugen Kopfbedeckungen in Form der phrygischen Mütze.
  • Während der Französischen Revolution wollte eine extreme Gruppe der Jakobiner im Jahr 1792 eine besondere republikanische Tracht einführen. Unter anderem gehörte auch eine rote phrygische Mütze dazu.
  • In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird in Deutschland die Zipfelmütze (Schlafmütze) zum Zeichen für biedermeierliches Kleinbürgertum ("Deutscher Michel").
  • Die Revolutionäre, Künstler und Intellektuellen des 20. Jahrhunderts bevorzugen die Arbeitermütze, die Baskenmütze oder die hochgerollte Seemannsmütze bzw. Soldatenmütze aus Wolle ohne Bommel.
  • Die russische Fellmütze taucht immer mal wieder in der westlichen Mode auf (z. B. in der Zeit der Perestroika).
  • Zur Zeit ist die Baseballkappe vor allem bei Jugendlichen beliebt, der Schirm wird dabei auch gerne nach hinten in den Nacken geschoben. (Göllner-Look)

Alexander Rodschenko 1916

 

weiter zur Wahrnehmung

Verwendete und weiterführende Literatur zur "Mütze":

  • Kybalova, L./ Herbenova, O./ Lamarova, M. : Das große Bilderlexikon der Mode. Artia Prag, Bertelsmann Lexikon-Verlag, 1966
  • Thiel, E. : Geschichte des Kostüms. Die europäische Mode von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wilhelnmshaven, 1987
  • Westphal-Hellbusch, S./ Soltkahn, G. : Mützen aus Zentralasien und Persien. Herausgegeben vom Museum für Völkerkunde Berlin, 1976
  • o. A. : Kopfbedeckungen aus Europa. Führer durch das Museum für Völkerkunde und Schweizerische Museum für Volkskunde. Basel, Sonderausstellung 1. August 1963 - 15. März 1964
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