Der Strumpf, die Socke, die Strumpfhose
Katrin Cimienga
Der Strumpf, die Socke: (ahd. soc zu nhd. Socke, lat. "soccus", wahrscheinlich von griech. sykchos = flacher Schuh morgenländischer Herkunft) Definition: Strumpf = hand- oder maschinell gefertigtes Fuß- und Beinbekleidungsstück
  • das seit dem 13. Jh. bezeugte Wort bedeutete ursprünglich und z.T. bis ins 18. Jh. >Strumpf - Rumpf<
  • erst Anfang des 16. Jh. gibt es die Bezeichnung Strumpf
  • Strümpfe, in welcher Länge auch immer, waren im Altertum und in der Antike selten
  • Semiten u. andere kleinasiatische Stämme kannten Socken, d.h. Wadenstrümpfe, die auch den Griechen bekannt gewesen seien
  • Germanen trugen Beinbinden
  • Ostseegermanen nähten an ihre langen Hosen auch Füßlinge, so daß eine Art genähte weite Strumpfhose entstand
  • aus koptischen Grabfunden sind gestrickte Socken mit geteilten Zehen für die Sandalenriemen, aus Mosaiken des 5. Jh. n. Chr. gestrickte Pontifikal-Strümpfe bekannt. (Sie beweisen, daß eine Technik des Strumpfstrickens ausgeübt wurde, jedoch danach in Vergessenheit geriet)
  • im 7. Jh. kam der Wadenstrumpf nach Mitteleuropa
  • die Franken behielten bis ins 10. Jh. neben Strümpfen die Beinbinden, die Frau trug Strümpfe, unziemlich war es jedoch, diese zu zeigen (je nach Stand aus Seidenstoffen, auch farbig, jedoch selten gemustert, feinem oder grobem Wollstoff, Leinen oder Leder), für engen Sitz ließ man Strümpfe einlaufen und fütterte sie dann
  • handgestrickte Strümpfe vereinzelt in Italien (13. Jh.) und England (Ende 14. Jh.)
  • bis ins 13. Jh. bzw. 16. Jh. sind alle Strümpfe aus einem Zeugstück hinten in der Mitte vertikal zusammengenäht
  • diese Arbeit wurde vom Hosenschneider verrichtet.
  • 2. Hälfte 14. Jh.: Strümpfe der Männer wurden bis über den Oberschenkel verlängert und an das Wams genestelt, durch Zusammennähen entstand eine Art Strumpfhose, die der Länge nach partiell geschlitzt wurde und zusammengeschnürt, oder bei jedem Tragen neu zugenäht
  • gestrickter Strumpf (gilt als ursprünglich maurisch) begann im 16. Jh. einen Siegeszug von Italien oder Spanien aus
  • kostbare Strümpfe gingen als Fürstengeschenke ins Ausland, die Frau trug schwarze, der Mann weiße Strümpfe
  • 1589 erfand der engl. Pfarrer William Lee den Strumpfwirkstuhl, nach dessen Prinzip bis ins 20. Jh.gearbeitet wurde
  • Elisabeth I. von England verbot den Strumpfwirkstuhl, sie bangte um die Arbeit der Stricker
  • im 19. Jh. verlor der Herrenstrumpf infolge der langen Hose an modischer Bedeutung
  • der Strumpf verkürzte sich zum Wadenstrumpf (Socke) und wurde durch gerippt gestrickten Rand oder Sockenhalter gehalten
  • 1912 kamen in England die ersten Kunstseidenstrümpfe für Damen auf, sie konnten sich nun einen feinen, seidenähnlichen Strumpf leisten, der die Verkürzung des Rocksaums unterstützte
  • nach dem 2. Weltkrieg setzten sich die aus den USA kommenden Nylons durch und verdrängte den Seidenstrumpf ganz
  • 1960 wurde in de Deutschland der 'Strumpf bis zur Taille' vorgestellt, der sich als Strumpfhose durchsetzte
  • ab 1980 stimmt die Frau die Farbe der Strümpfe, etwa in Rot, Gelb, Grün, Lila oder Blau, mit der Kleidung ab

Geschichte:

  • der Strumpf entstand in heutiger Form erst im 16. Jh., im Altertum war das Bein unbekleidet.
  • Bei den Kelten und Germanen legte Mann in vor- und frühgeschichtlicher Zeit Bein- und Fußbinden an, die auch im beginnenden MA beibehalten wurden.
  • Die spätantike und geistliche Tracht kannte schon den Kniestrumpf. Dieser wurde weiter verlängert (Beinling).
  • um 1500 wurden beide Beinlinge durch Einfügen des Zwickels und des Latzes zur >Strumpfhose<
  • im 16 Jh. kamen lange gestrickte Seidenstrümpfe auf, ihre maschinelle Herstellung war seit Erfindung des Strumpfwirkstuhls in England 1589 möglich.
  • In den 20er Jahre des 20 Jh. trug man zu überwiegend kürzeren Frauenkleidern den langen Strumpf, seit Ende 60er Jahre die Strumpfhose.
  • Neuerdings im Jahr 2000 zeigt auch der Mann wieder Bein und trägt zu kurzen Hosen lange Kniestrümpfe (gesehen bei Gaultier, Dior).

 

Funktionen:

  • Strümpfe können elegant, gemütlich, lustig, bunt, erotisch,.. sein.
  • Es gibt verschiedene Socken/Strümpfe für unterschiedliche Anlässe, Schuhe, Aktivitäten (z.B. Bergsteigersocken, feine Socken, Tennissocken,...)
  • Sie erhalten oft wenig Beachtung, sind versteckt und nur dann zu sehen, wenn sich die Hose 'lüftet.
  • Anders ist es bei feinen Strümpfen und Strumpfhosen, die etwa zu (kurzen) Röcken getragen werden oder in offenen Schuhen, diese sollen mehr oder weniger zu sehen sein (oder nur das Bein formen) und dienen als elegantes Accessoire.
  • hergestellt aus den unterschiedlichsten Materialien, wie Baumwolle, Wolle, Nylon, Seide oder Frottee schützt und wärmt er die Füße, schützt vor Reibung, Blasen, Hornhaut, Schwitzen und gegen den (kühlen/klebrigen) Kontakt zum Leder oder Plastik.
  • Je nach Material ergeben sich natürlich unterschiedliche Verwendbarkeiten, so erfüllt Baumwolle am besten den Zweck des Nicht-Schwitzens, während Wolle stärker wärmt und Nylon keine dieser Funktionen erfüllt, sich aber dafür zu feinen Anlässen eignet.
  • Der Strumpf hat -getragen von Frauen- auch eine eindeutige erotische Funktion. Man denke dabei etwa an Filmszenen, in denen Damen ihre langen, evtl. noch von Strumpfbändern gehaltenen Strümpfe langsam herunterrollen.
  • Lange Beine mit Strumpfhosen scheinen eine starke Faszination auszuüben, so daß sich im Erotikbereich bereits Schuhe strumpfähnlich verlängert haben (Bsp.: (rote) Lackstiefel, die über das Knie reichen).

Internet-Recherche:

  • "Socks the cat" - news and stories from the White House
  • Bericht aus Afghanistan: am 5.7.97 berichtet eine Frau davon, daß sie mit klassischer afghanischer/islamischer Kleidung auf die Straße ging und von der Taliban (sowjetisch militärische Einheiten zur Wiederherstellung der Regierungsautorität?) festgehalten wird, die sie ihrer dünnen weißen Socken wegen ("Onionskin-thin") hart kritisieren.
  • "Sock monkeys"- Geschichten mit Stofftieren / nicht erkennbar war, ob sie aus Socken hergestellt wurden
  • Erfahrungsbericht eines Mannes, der gerne und heimlich Strumpfhosen trägt
  • Literatur:
  • Historisches (Reclams Mode- und Kostümlexikon von Ingrid Loschek, Stuttgart: Reclam,1994):
  • Brockhaus-Lexikon (1995)
  • "Die Sockensuchmaschine" von Knister, Hrsg.: Peter Conrady, 1989 Arena Verlag GmbH, Würzburg
Assoziationen - Sprüche + Sprichwörter und Sitten:
  • "Auf die Socken machen"
  • "Gesocks"
  • "die zwei sind wie ein Paar Socken"
  • "Sie strickt immer an der gleichen Socke"
  • "von den Socken sein" / "das haut mich von den Socken"
  • "Mach Dich auf die Socken"
  • "rumsocken"
  • An Weihnachten die Strümpfe/Socken raushängen
  • Als äußerst unerotisch werden Männer angesehen, die im Bett Strümpfe tragen ("beim Sex die Socken anlassen"). Im Gegensatz dazu haben feine Strümpfe bei Frauen (s.o.) auch im Bett ihre (erotische) Berechtigung.
  • Sparstrumpf: Seine Ersparnisse (Münzen) im Strumpf sammeln.

Jonas stöhnt: "Man müßte eine Anziehmaschine erfinden."

Er sucht seine Socken. "Eine Sockensuchmaschine wäre auch nicht schlecht."....

Herr Turbozahn nickt zufrieden: "Gut, daß du an Socken gedacht hast. Ich habe nämlich keine Socken im Haus. Seit ich vor zwei Jahren meinen Sockenanzug erfunden habe, brauche ich keine Socken mehr. Und aus meinen alten Socken habe ich praktische Einkaufsockentüten gemacht."

"Die Maus hat rote Strümpfe an" - Janoschs bunte Bilderwelt von Janosch, 1978 Beltz Verlag, Weinheim und Basel:

"Die Maus hat rote Strümpfe an, damit sie besser laufen kann."

"Die Maus hat rote Strümpfe an, damit sie auf mir reiten kann."

"Die Maus hat rote Strümpfe an, damit sie sich verstecken kann."

"Die Maus hat rote Strümpfe an, damit sie mich mal küssen kann."

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