Ein trübes
Café
Schon das dritte Glas
Schon die zehnte Zigarette.
Verallgemeinerndes Geplätscher
der Musik-Box.
Alle reden,
ein dumpfes Gemurmel
zwischen Rauch und dämmrigem Licht.
Drüben das Mädchen
schaut schon lange allein immer in dieselbe Ecke.
Warum setzt du dich nicht zu ihr?
Warum zündest du dir die elfte an?
Warum?
Weil alles fade schmeckt:
das Bier
die Leute
die Liebe.
Die Alpenveilchen blättern schon in die Aschenbecher
und die Normaluhr überspringt die Sekunden,
immer im Kreis herum
im Uhrzeigersinn.
Gedanke flattern vorbei
wie tausend müde Motten.
Auf was wartest Du?
Aufs Schlafengehen,
aufs Bett,
daß es anders wird?
Ich denke:
Es müsste ein Blitz einschlagen ...
Tu‘s
doch !!!
Spätsommer in Düsseldorf
nur Himmel
eintönig wüst
über der scheuen Stadt
ein einziges vibrierendes
lauernd tückisches Auge
die Sonne
eingeschnittene
kalte Iris
weiß wandernde Punkte
wie auf den Bildern Seurats
Feuerwerk aus trübem Licht
aussaugend
die grauen Schatten der Bäume
wie Spinnen die Beute
auf dem Asphalt
hämmerten die Schritte hell
tief gruben die Räder der Bahn
sich in mein berstendes Hirn:
der Tag, wo in allen der Mörder sich regt.
Düsseldorf 1962
Nächtlicher
Hofgarten
Kalter Tee soll
nicht besonders gut
zum Schlafen sein ...
Im Hofgarten
sind die Laternen schon ausgegangen,
eine nach der anderen.
Die Enten treiben
wie große tote Blätter
den Graben hinab.
Überall stehen unsichtbare Pfützen,
von den Zweigen tropft es
schwarz und nass in mein Gesicht.
Auch die Zigarette ist schon feucht geworden.
Überhaupt alles gebogen, zerknittert, durchnässt wie
sie.
Wenn ich ein Kind wäre
würde ich jetzt vielleicht heulen
oder mich grundlos ängstigen.
Aber so
Aber so stecke ich mir noch eine an!
Das Streichholz verzischt im Wasser.
(Düsseldorf
im Herbst 1959)
Düsseldorfer Kneipe
Saint Michel
quer vorm Backstein.
Über dem Phone
Edelsteinflaschen gereiht.
Eine Box stampft Deutschrock.
Die Jungs hängen rum,
aber das Alt ist gut!
Die Musak
stolpert
über die Synkopen.
Draußen pisst es.
Die Mädels sind gut drauf
und rauchen.
Aber das Alt ist gut!
(11.9.2004)
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