zwei Vorweihnachtsgedichte 2000

Advents-Reklame

heiß, heiß,
heiß ist der Preis!

Der Preis heißt Herz,
treibt‘s himmelwärts.
Der Preis heißt Seele,
das schnürt die Kehle.
Der Preis heißt Leben —
so ist das eben.

Köln im Advent 2000,
(entstanden bei einem Blick auf ein U-Bahn-Plakat)



Vorweihnacht 2000
(das "free-and-easy-christmas-set")

Grau nässt der Tag,
die Dämmerung hält an.
Die Menschen hasten flüchtend durch die Straßen.
Wo gestern noch die Tauben saßen,
da herrscht jetzt gnadenlos der Weihnachtsmann.

Mein Rücken schmerzt,
Gefühle werden klein.
Wo sind die Lieder der verlorenen Tage?
Was taut vom Himmel?
Wann nur trifft der Bräut‘gam ein?
Die Lampen glüh‘n elektrisch
und das Licht wird Plage.

Vielleicht gibt‘s doch ein Christkind irgendwo,
dort wo‘s noch Ställe gibt,
in denen kein verseuchtes Vieh sich selber frisst.
War das erst gestern,
als man sich geliebt,
und anderen schenkte,
was man selbst vermisst?

Der Franz* blickt gläubig auf:
„Ja ist denn heut‘ schon morgen?
Das free-and-easy-christmas-set
das musst du schnell besorgen!“

(Advent 2000, schnell geschrieben,
weil ich von Goethe nichts passendes fand)

* Bezieht sich auf einen Weihnachtswerbespot
mit Franz Beckenbauer



HUMANIC - Obdachloser, Handyfoto Herbst 2013
© Michael C. Zepter


 

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