zwei Schneegedichte
(Winter 2000, Planneralm)


Michael C. Zepter: "Kohle-Feder-Wolke"
Zeichnung auf Tonpapier 1987

 

Schnee

Schnee, Schnee, Schnee
es schneit und schneit
(Wird das je aufhören?)
Es sinkt, es treibt, es weht,
Gewebe vom Berg, von den Hängen,
vom Tal her.

Unhörbar fast, wie ein sanftes Knistern
noch unter der Hörschwelle.
Oder ist es nur Rauschen im Ohr?
Weiß
knisterndes, flimmerndes Weiß,
wattig und weich,
sanft stechen die Körner
die Stirn und die Wangen.

Schneefee,
Frau Holle ...
die Daunen zu Kissen,
zur Decke aus Schnee.

Es deckt der Schnee die Welt:
die Dächer,
die Zirben,
die Tannen und Fichten,
die Latschen und Felsen,
die Straße, die Autos,
die Seelen der Menschen
zu.
Lawinengefahr!

(Planneralm 17.3.2000)


Susi auf dem Snowboard

Im Schwung streift ihre Hand den Schnee
wie der Flügel der Möve den Wellenkamm.
Ihr schlanker Körper
wächst aus dem Hosenstamm,
biegsam wie Daphne im Wind,
zeichnet sie die Kurven der Hänge nach.

Die Hügel, glänzend, wie mit Fett übergossen,
darüber ein hellblau verwaschener Himmel.
Föhnwolken wie Flundern mit opalisierenden Rändern.

Ein Schwung — sie steht!
Hebt die Arme wie eine Ballerina
im Ansatz zu neuer Drehung
— Zeitlupenpirouetten.

Gebogen die Hüfte,
von der das Seidentuch weht,
gleitet sie ab in die weiße Arena:
Mädchen, Nixe, Spielerin,
reitend auf dem Delphin.

perfekte Performance.

(Planneralm, 16.3.2000)

 

 

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