Pressestimmen zur Riphahn-Bürgerinitiative
(Forts.)
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zu den Presseartikeln vom 6./7. Februar 2006
Kölns Stadtspitze zur Bühnenzukunft Kompromiss im Streit um Sanierung oder Abriss wahrscheinlich |
Kölnische Rundschau, 21. April 2005 |
KÖLN. In einer Pressekonferenz will Kölns Stadtspitze heute über ihre Pläne mit den sanierungsbedürftigen Bühnenbauten am Offenbachplatz informieren. Oberbürgermeister Fritz Schramma, die kommissarische Kulturdezernentin Ursula Christiansen, Bauderzernent Bernd Streitberger und Stadt-kämmerer Peter Michael Soénius haben sich auf eine Linie geeinigt. Soénius, der die rund 140 Millionen Euro teure Vollsanierung als unfinanzierbar abgelehnt hatte, erklärte gestern nur: „Mit dieser Lösung wird die Politik leben können." |
Das Schauspielhaus könnte mit geringerer Platzzahl an dessen Stelle errichtet werden, wodurch am „kleinen Offenbachplatz" Raum für kommerzielle Nutzung entstünde.Wenn man die an der Krebsgasse nicht eben ästhetisch untergebrachte Bühnentechnik komplett in ein Produktionszentrum (etwa im Rechtsrheinischen) auslagerte, würde weiterer teurer Baugrund für öffentlich/private Mischnutzung frei. Das Hamburger Thalia Theater etwa spart durch die auswärtige Produktion zwei Millionen Euro im Jahr. Schauspiel-Intendant Marc Günther bezeichnet das Planspiel als „nicht optimale, aber lebbare Lösung", die allerdings ein perfektes Anlieferungssystem voraussetzt. Der Geschäftsführende Intendant Peter E Radatz sieht noch großen Detail-Klärungsbedarf, „aber anscheinend bewegen wir uns auf eine gute Lösung zu". (EB) |
Kölner Opernhaus wird saniert
Kölner Stadtanzeiger |
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Köln - Die Spitze der Kölner Stadtverwaltung hat sich darauf verständigt, das Operngebäude am Offenbachplatz zu sanieren und auf einen Neubau zu verzichten. Wie gestern im Rathaus zu erfahren war, soll Baudezernent Bernd Streitberger ein Gutachten vorliegen, das diese Lösung nahe legt. Am heutigen Donnerstag wollen sich Oberbürgermeister Fritz Schramma, Kämmerer Peter-Michael Soénius, die kommissarische Kulturdezernentin Ursula Christiansen sowie Streitberger vor der Presse zur „Zukunft von Oper und Schauspielhaus" äußern. Der gemeinsame Auftritt soll zeigen, dass der interne Streit um die Zukunft der städtischen Bühnen beigelegt ist. Soénius hatte in den zurückliegenden Monaten den Neubau eines Opernhauses befürwortet -an der Deutzer Werft oder an anderer Stelle. Dagegen haben sich Streitberger und Christiansen für eine Sanierung des denkmalge- schützten Riphahn-Baus in der Innenstadt und dessen weitere Nutzung als Musiktheater ausgesprochen. Die vom Kämmerer angestoßene Diskussion ist von der Offentlichkeit mit großem Interesse verfolgt worden. Auch Generalmusikdirektor Markus Stenz und Opern-Intendant Christoph Dammann hatten Sympathie für eine neue Oper geäußert. Indes geht die Führung der Verwaltung davon aus, dass sich im Ratsbündnis von CDU und SPD für einen Neubau keine Mehrheit finden wird. Der Plan, der heute vorgestellt und dann dem Rat zur Entscheidung vorgelegt werden soll, sehe vor, die zum Teil in Containern auf der Rückseite der Oper untergebrachte Werkstatt zu verlagern. Der Restaurant-Pavillon auf dem Offenbachplatz, ebenfalls Teil des Riphahn-Ensembles, soll abgebrochen werden. Die Verwaltung wolle das Grundstück verkaufen und von einem privaten Investor bebauen lassen. Der Erlös soll in die Sanierung fließen, deren Kosten auf bis zu 140 Millionen Euro geschätzt werden. Möglicherweise werde auch das Schauspielhaus abgebrochen und mit zwei kleineren Sälen zusätzlich in einen Neubau-Komplex am selben Ort integriert. |
Kommentar von
Option geplatzt
Kommentar der Initiative: |
Die Stadt Köln wird ihr Opernhaus nicht abreißen. In einem Vorschlag der Stadtverwaltung an den Rat haben sich der Oberbürgermeister, die kommissarische Kultur-dezernentin, der Baudezernent und der Kämmerer darauf verständigt, daß das denkmal-geschützte Theater von Wilhelm Riphahn, das 1957 eröffnet wurde, erhalten bleibt und für voraussichtlich 135 Millionen Euro saniert wird. „Die Kunst gehört in die Stadt, gehört zu den Menschen", sagte OB Fritz Schramma zu der Entscheidung, mit der er sich auch für Kontinuität in der Stadtentwicklung, ein Zeugnis des Wiederaufbaus und Respekt vor dem Gewachsenen aussprach. Die Pläne lassen offen, ob auch das benachbarte Schauspielhaus von 1963 stehenbleibt oder durch einen Neubau am selben Ort ersetzt wird. Um die Zukunft des Opernhauses war in den vergangenen Monaten (F.A.Z. vom 26. Februar) eine heftige Kontroverse geführt worden. Erst vor drei Wochen wurde ein „Aufruf Kölner Bürger zum Erhalt der Riphahn-Oper" erlassen, an dem sich neben zahlreichen Künstlern und Architekten auch die beiden bedeutendsten Schriftsteller der Stadt, Jürgen Becker und Dieter Wellershoff, beteiligt haben. aro. |
Zentralorgan Kommentar |
Theater bleibt im Herzen von Köln Stadtspitze:Bühnen am Offenbachplatz aufpolieren von HARTMUT WILMES |
Der richtige Entschluss Kommentar von HARTMUT WILMES in der Kölnischen Rundschau 22. April 2005 |
KÖLN. Die Kölner Stadtverwaltung begräbt die Neubaupläne für Oper und Schauspiel und legt sich auf den Standort Offenbach-platz fest. "Kultur gehört ins Herz der Stadt", erklärte Oberbürgermeister Fritz Schramma und schloss damit die Reihen der Spitzen-beamten. Zuvor hatte Baudezernent Bernd Streitberger für die Sanierung der Bühnen am Ort plädiert, während Kämmerer Peter Michael Soénius für einen Neubau votierte, um den Offenbachplatz vermarkten zu können. |
Die Debatte hatte Niveau und Biss, rief Verehrer wie Verächter des Riphahn-Baus auf den Plan: Ob das Ensemble als herausragendes Beispiel der Nachkriegsarchitektur oder als „Grabmal des unbekannten Intendanten" zu gelten hat, ist mit der gestrigen Entscheidung nicht geklärt. Wohl aber der respektvolle Umgang der Stadt Köln mit ihrem architektonischen Erbe. Es war ja seltsam genug, dass die Verwaltung auch dann noch mit gespaltener Zunge sprach, als ihr eigenes Gutachten längst die Sanierung am Offenbachplatz vorschlug. Gewiss, man hätte das Für und Wider noch ins Uferlose treiben können, doch der Vorrat an Argumenten ist erschöpft. Die „Rheinoper" in Deutz wäre samt Hochwasser-schutz und Infrastruktur-Millionen an allen Finanzklippen havariert, und dem immer noch flächendeckend vermurksten Breslauer Platz hätte ein Solitärbau kaum geholfen. Außerdem kann niemand eine würdige Umwidmung der Riphahn-Oper aufzeigen. Vor allem aber haben Kölns Bürger unüberhörbar für ihre Bühnen an ihrem Offenbachplatz votiert, es gibt prominent signierte Unterschriftenlisten, und eine Rundschau-Umfrage unter renommierten Architekten ergab eine klare Priorität für die Erhaltung. Insofern ist der Schlussstrich der Verwaltung vernünftig, zumal das weitere Vorgehen wichtige Denkanstöße der Debatte aufgreift: etwa die überfällige Belebung des Offenbachplatzes. Wenn nun selbst die Koalitionsparteien nur verhalten applaudieren, gilt dies weniger Inhalten. Die Politik fühlt sich übergangen und hält den Zeitpunkt kurz vor der Besetzung des Chefpostens im Kulturdezernat für denkbar unglücklich. Schramma verweist zwar zu Recht darauf, dass die Bühnen als Eigenbetrieb kaum der Regie des Dezernats unterliegen, und doch hat SPD-Fraktionschef Martin Börschel recht: „Das gehört sich nicht." Punktabzüge in der B-Note also, die an der Zustimmung zu einer richtigen Ent-scheidung nichts ändern dürften. |
Renovieren
Nein, ausnahmsweise gibt es im Zusammenhang mit den immer wieder ins Kuriose tendierenden kulturellen Geschehnissen in Köln mal keine passende mundartliche Gemütsweisheit. Es böte sich nur eine über die engen Grenzen rheinischen Frohsinns hinaus verwendete an: Wenn das Wörtchen wenn nicht wär'. Dann ließe sich an dieser Stelle nicht nur vermerken, dass nach einer ortstypisch abenteuerlich verlaufenen Diskussion um den Standort der Kölner Oper nunmehr feststeht: Ihr Gebäude bleibt, wo es ist, und wird grundsaniert. Die Entscheidung der Stadtspitze ist, sollte der Rat ihr zustimmen, gut und richtig. Wenn sie auch für den maroden Riphahn-Bau reichlich spät kommt und mit geschätzten Kosten von rund 140 Millionen Euro die teurere Alternative zu den zwischenzeitlich diskutierten Neubauplänen ist. |
Die aber hätten fast zwangsläufig einen Standort-wechsel fort vom zentralen Offenbachplatz an einen weniger attraktiven Ort bedeutet, den Abriss des denkmalgeschützten Gebäudes und den Verkauf des Grunds an einen Investor. Doch hat hier nur scheinbar einmal die kulturelle gegen die finanzielle Sanierung einer Stadt gewonnen: Noch ist völlig unklar, was mit dem benachbarten und ebenso baufälligen Schauspiel-haus passieren wird - außer dass der Spielbetrieb des Sprechtheaters in der Zwischenzeit dem Musiktheater weichen muss und ins rechtsrheinische Kalk ausgelagert. wird. Für das künstlerisch seit Jahren alles andere als herausragende Kölner Schauspiel wird die Interimsphase im dürftigen Ausweichquartier am Stadtrand so womöglich zur existenziellen Bedrohung. Die bevorzugte Opernhaussanierung ist jedenfalls ein deutliches Signal der Politik gegenüber dem Schauspiel, dessen Gebäude am Ende vielleicht doch noch abgerissen werden könnte. Das droht bereits jetzt dem Restaurantpavillon der Oper, um Raum zu schaffen für eine privatfinanzierte Teilbebauung des Offenbachplatzes - ganz genau nimmt man es mit dem Denkmalschutz also auch wieder nicht. Die Pointe zum Schluss jedoch lautet: In einigen Tagen will die Kölner Kulturdezernenten-Findungs-kommission ihren Personalvorschlag für den fast ein Jahr lang verwaisten Posten verkünden. Wer auch immer das sein mag: Vor vollendetere kulturpoli-tische Tatsachen hätte man sie oder ihn nicht stellen können. dip |
Kölner Stadtanzeiger Mittwoch, 27. April 2005 |
Wo sind die Kölner Stärken? QUANDER: Eine ganz große Stärke ist die Museumslandschaft. Hier muss man überlegen, wie man neue Akzente setzen und Kräfte aktivieren kann. Ich bin froh, dass das Kulturzentrum am Neumarkt kommen wird. Eindrucksvoll fand ich auch die breite Diskussion um den Standort der Städtischen Bühnen. Gegen einen Opern-Neubau an anderer Stelle hat sich die Stadt kurz vor Ihrer Nominierung entschieden. Fühlen Sie sich übergangen? QUANDER: Ich fühle mich nicht übergangen, weil ich vorher selbstverständlich nicht eingebunden war. Ich glaube, dass ich für den gleichen Standort votiert hätte, weil ein Standortwechsel immer ein schwieriges Unterfangen ist. Aber offen gestanden: Über das Verfahren habe ich noch nicht nachgedacht. |