Das Kopftuch
Vera Eickhoff


Albrecht Dürer: Portrait der Mutter

Albrecht Dürer: Zeichnung der Mutter (im Alter von 63 Jahren) 1514

Kopftuch: Zitate und Begriffe:

  • Alfred Dublin: „Das gefährlichste Organ am Menschen ist der Kopf."
  • Gabriel Laub: „ Der Kopf ist jener Teil unseres Körpers, der uns am häufigsten im Wege steht."
  • Tuch, Sammelbezeichnung für Streichgarn -und Kammgewebe in T -oder Körperbindung, die durch Walken, Rauen und Scheren (Tuchausrüstung) eine filzartige Haardecke erhalten haben
  • Kopf, bei Menschen und bei den Wirbeltieren sowie auch bei vielen wirbellosen (Insekten und manche Weichtiere) der vom Rumpf abgegliederte Körperteil, der Gehirn, Sinnesorgane und Eingang zu Atmungs -und Verdauungsorganen umschließt.
  • Kopf-Synonyme: Haupt, Charakterkopf, Schädel, Rübe (ugspr.), Birne (derb), Ballon (derb), Kürbis (derb), Nischel (salopp), Plützer (österr.; ugspr.). Dach (ugspr.)

Funktionen:

  • Schutzfunktion: Sonnenschutz, Windschutz, Regenschutz, Blickschutz
  • religiöse Funktion: Bedeckung der Haare in Kirchen etc.
  • Schmuckfunktion: (z.B. Trachtentuch; als modisches Accessoir)
  • politische Funktion: Kopftuch als Zeichen einer Partei oder Bewegung
  • soziale Funktion: Kopftuch als Zeichen für Stand (z. B. für "verheiratete Frau")

Rodschenko: Foto der Mutter

Alexander Rodschenko: Fotografie der Mutter, 1924

Kopfbedeckungen sind äußerst bedeutungsvolle Accessoires mit einer ausgeprägten Symbolik. Durch Kopfbedeckungen wird die Macht des Kopfes hervorgehoben. Das liegt daran, dass der Kopf der auffälligste Teil des menschlichen Körpers ist. Dies wiederum prädestiniert ihn dazu, als Träger für meist herrschaftliche Signale zu fungieren. So wurden in allen Kulturen Macht, Autorität und Triumph durch eine Streckung des Körpers in die Höhe nach außen getragen. Im europäischen Kulturkreis entwickelte sich so mit der Zeit der Hut zur Kopfbedeckung des Mannes und die Haube, der Schleier oder das anliegende Kopftuch zur typischen Kopfbedeckung der Frau. Das Abnehmen des Hutes bei Männern ist somit weitestgehend als eine Geste der Demut zu interpretieren.

Das Tragen einer Kopfbedeckung der Frau, also das Verhüllen ihres Kopfes bedeutete im allgemeinen die Unterordnung der Frau unter patriarchalisches Machtdenken. Dieses war z.B. im christlichen Mittelalter und im Islam zu finden. Die den Mann verführende und ihn somit schwächende Frau sollte durch die Verhüllung 'entschärft' werden. Der Kopf der Frau wurde stellvertretend für ihre Persönlichkeit und ihre Willensstärke verhüllt. In manchen Kulturen wurden den offenen Haaren der Frau sündige Verführung und magische Kräfte unterstellt, die durch Verhüllen des Haares gebannt werden können. Andererseits sollte das Verhüllen des Haares Frauen in Krisenzeiten (Pubertät, Hochzeit, Trauer) auch vor Unheil bewahren

Christentum

Hier bezieht sich das Verhüllen des weiblichen Kopfes auf den ersten Brief Paulus an die Korinther. In diesem Schriftstück bezieht sich das Verhüllen des weiblichen Haares nur auf Frauen beim Gebet. Zur Zeit der Karolinger (752-987) wurde dann durch das Bedecken der weiblichen Haare die untergeordnete Stellung der Frau gekennzeichnet. Das äußerte sich, indem das Haarbedecken erst nur zum Kirchbesuch, dann später auch für die verheiratete Frau zur Pflicht (nicht in allen christlichen Ländern).

Islam

In der arabischen Welt diente die Verschleierung als Symbol der Gesellschafts-ordnung. In der Öffentlichkeit macht der Schleier die Frau 'unsichtbar' und grenzt sie von den sündigen, Nichtschleierträgerinnen ab. Früher haben die Schleier auch die Frauen der oberen Schichten von denen der unteren Schichten abgegrenzt, denn der Schleier sorgte für einen blasseren Teint. Frauen der unteren Schichten kam es dann gelegen, dass der Koran empfiehlt die Kleidung bei Verlassen des Hauses über den Kopf zu ziehen. Dieses jedoch unterlag regionalen Traditionen.

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