der RING
byzantinischer Siegelring, 6. Jh. Der Ring ist das älteste Schmuckstück; er ist uns seit 3500- 3200 v. Chr. bekannt. In der Antike gab es zahlreiche Sagen und Mythen um ihn. Einzig der feste Körperschmuck, also Bemalungen und Tätowierungen sind älter. Doch erst seit dem Mittelalter gibt es den Ring als Schmuckring.

Aus Babylonien ist uns die Glyptik bekannt: Das Schneiden von Zeichen und Szenen in Steine. Man unterscheidet Gemmen und Kameen: vertieft eingeschnitten oder aus einem mehrschichtigen Stein herausgeschliffen. Daraus entstand der Siegelring.

Im 13. Jahrhundert herrschte die antike Steigbügelform immer noch vor. Der gemugelte (gewölbt geschliffene) Edelstein war bis ins späte Mittelalter üblich. Ringe wie beispielsweise der bischöfliche Pontifikalring wiesen dem Träger einen bestimmten Stand zu.

Auch waren seit der Gotik Liebesspruchringe sehr beliebt, mit Inschriften wie „Ich din du min".

Vier bis fünf Ringe wurden dann im 15. Jahrhundert getragen. Die Ringe nahmen jetzt breitere, schwere und komplizierte Formen an. Es entstanden religiöse Laienringe mit beschwörenden Inschriften. Um 1500 reduzierten sich dann zwar die Ringe auf zwei bis drei, aber die Ringfreudigkeit kannte seit der Spätgotik dennoch keine Grenzen. Nur der dritte Finger, der digitus impudicus, blieb frei. Diese Sitte ist uns seit der Antike bekannt.

Ringe - klassisch und modern
Ring: Gebr. Pomodoro, nach 1950 Im 14. Jahrhundert kamen kleine, den Ringkopf flankierende Edelsteine hinzu. Die Gestalt wurde bereichert und der Ring war nicht mehr nur Zierat, sondern erhielt Bedeutung und Symbolik, z.B. in Form von Liebes- Verlobungs- und Eheringen, deren Übergänge zu jeder Zeit fließend waren. Es wurden Inschriften, Zwillingsringe oder Symbole verwendet. Ein Beispiel dafür sind die umschlungenen Hände, die die Unzertrennlichkeit der Liebenden darstellten. Der Ehering wurde schon damals an der rechten Hand, der Schwurhand, getragen, und zwar am Ringfinger, weil von diesem Finger eine Ader, die vena amoris, direkt zum Herzen führt. Bis zum 1. Weltkrieg gab es sogenannte Allianzringe, die zwischen einem Brillanten entweder einen Saphir als Zeichen der Treue oder einen Rubin als Zeichen der Liebe trugen.

Um 1600 erhielt der Schmuckring eine schärfere, spitze Form, blieb aber trotzdem feingliedrig und kompliziert. In diesem Zeitalter der wissenschaftlichen Spekulationen wurden Ringe mit Uhren oder mathematisch- astronomischen Instrumenten erfunden.

Zur Zeit des Barock trug man Ringe wieder sparsamer, sie wurden anspruchslos- schön.

Im Rokoko wurden gerne zarte, helle Farbsteine und Diamanten verarbeitet. Die geläufigsten Formen des18. Jahrhunderts waren zart durchbrochene Giardinetto- Ringe, Marquise- Ringe mit einer Brillantenborte oder Kameen geschmückt und Andenken- und Trauerringe. Das war der Beginn des sentimentalen Schmucks mit persönlichem Wert, der in der Romantik große Beachtung fand. Silhouettenporträts als Ausdruck bescheidener sentimentaler Gesinnung waren noch bis in die 30er Jahre des 19. Jahrhunderts weit verbreitet.

  altägyptische Ringe

Literatur:

Ulla Stöver: Freude am Schmuck. Gütersloh: Bertelsmann (1968)
Karl Benno Heller:
Bruckmann`s Handbuch des Schmucks. München: Bruckmann (1977)

Erich Steingräber:
Alter Schmuck.Die Kunst des europäischen Schmuckes.München, Callwey (1956

Nadine Henneke
 
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