Verschiedene Rockarten | |
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Reifrock Der Reifrock erschien erneut Anfang des 18. Jahrhunderts. Er bestand aus 7-8 mit Wachstuch verbundenen Rohrreifen, die beide zusammen beim Gehen ein unverkennbares Knarren verursachten, weshalb er ugs. Frz. Criarde (von frz. Criard „kreischend, knarrend"), dt. Kreischerin genannt wurde. 1718 nahm er die Form des Panier (frz., „Korb", ugs. Hühnerkorb) an, eine Bezeichnung, unter der sich der Reifrock, in welcher Form auch immer, in Frankreich im ganzen 18. Jahrhunderts hielt; in England Hoop petticoat genannt. Die Reifen bestanden nun aus Fischbein und waren mit Stoff verbunden; bis etwa 1725 in noch mäßig umfangreicher Kegelform, danach in Kuppelform, deren Höhepunkt bis etwa 1750 war. Der Rock des Manteau war vorn geöffnet und ließ die Jupe sichtbar werden. Bereits ab etwa 1745 - 86 wurde für die Hofgala der Parnier a coudes (frz., „Reifrock für die Ellbogen"), ein vorn und hinten abgeflachter und seitlich über den Hüften stark aufgetriebener Reifrock getragen. Um 1760 - 75 hatte dieser eine etwas dezentere Form. Im Negligé und in der bürgerlichen Kleidung dagegen kamen nach Mitte des 18. Jahrhunderts kleinere und leichtere Reifröcke auf: um 1750 der sog. Halbe Panier, frz. Demi-panier, Panier double oder Janseniste, im Dt. ugs. Springrock oder Hänschen genannt, der aus Hüftculs bestand (zwei mit Reifen verbundenen Reifengestellen, Cul de Paris), die bis zu den Knien reichten. Diesen Reifrock ersetzten um 1770 die noch leichteren considerations. Der Oberrock wurde nun fußfrei getragen. In den 1780er Jahren verdrängte den Reifrock mehr und mehr der Cul de Paris. Im 18. Jh. Sicherten Kleiderordnungen den Reifrock der Oberschicht, doch setzten sich Bauern. Und Dienstmädchen mehr denn je darüber hinweg. 1856 - 68/69 war der Reifrock erneut in Form der künstlichen Krinoline in Mode. Er verkleinerte sich danach zur Turnüre, deren Vorbild der Cul de Paris vom Ende des 18. Jahrhunderts und für V. Westwoods Mini Crini war. 12)
Sarong 13)
Unterrock/ Unterkleid Im Mittelalter war bei beiden Geschlechtern höheren Standes die Niderwat, auch Niderkleit und afrz. Chainse genannt, verbreitet. In der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts wurden mit der Verkürzung des Männerobergewandes Unterrock und Unterkleid zu einem reinen Frauenbekleidungsstück. Vom 16. Bis zur 1. Hälfte des 18. Jh.s hieß der Unterrock im Dt. Kotillon. Ab dem 16. Jh. Wurden meist mehrere Unterröcke zur Stützung des weiten Kleidrocks unentbehrlich; eine Zugschnur in der Taille hielt sie. Der Unterrock galt als Standeszeichen; um so vornehmer war das Tragen mehrerer Unterröcke. Neben dem unter dem hochgerafften Kleidrock sichtbar werdenden unteren Rock aus kostbarem Stoff wurde der Unterrock aus Leinen, Wolle und Baumwollgemisch in Weiß oder Rot getragen. In der 2. Hälfte des 16. Bis Anfang des 17. Jh.s verminderte der Reifrock die Zahl der Unterröcke. Im 17. Jh. Wurden im Sommer bis zu 8, im Winter bis zu 12 Unterröcke getragen. Der oberste, oftmals mit Schleppe ausgestattete Unterrock hieß „la modeste" (frz., „die Sittsame"), der mittlere „la friponne" (frz., „die Schelmische"), der unterste „la secrête" (frz., „die Verschwiegene"). Rote, auch reich mit Spitzen besetzte Unterröcke waren besonders modisch. Zuweilen wurde der Unterrock auch an das „Leibstück" genestelt. Im Rokoko bezeichnete man den unter dem Reifrock getragenen Unterrock als Jupon, im Dt. ugs. Als Appetitröckl (da er beim Hochheben des Reifrocks sichtbar wurde); er war aus Seide und um den Saum bestickt oder bordiert. Der unterste Unterrock, der Sabenque (span.), dagegen war aus Leinen. Der über dem Reifrock liegende, vorn sichtbare Rock war die Jupe, der jedoch nicht als eigentlicher Unterrock gilt. Im Directoire (1795 - 99) und Empire (1800 bis 1815/20) wurde unter der Chemise neben einem Trikot ein meist zartfarbener Unterrock im Schnitt des Obergewandes getragen. Nach 1816 wurden die Unterröcke etwas abgesteift und allmählich ihre Zahl erhöht. Ende der 20er Jahre begann man, den Unterrock an ein Leibchen zu nähen, und erhielt so ein Unterkleid; es war hinten zu schließen und bekam, wie das Kleid, die Schneppentaille. Der Unterrock selbst war zum Saum hin ausgestellt und mit waagerecht aufgelegten Schnüren abgesteppt, ab 1827 mit Fischbein und ab 1840 mit Rosshaar um den Saum abgesteift (Krinoline). Der oberste Unterrock, meist aus weißer Baumwolle, war mit Durchbrucharbeit (Spitze) verziert. 1842 wurde die „Crinolisation", 1856 die künstliche Krinoline erfunden, unter der, ebenso wie später unter der Turnüre, ein einfacher Baumwollunterrock getragen wurde. An die Stelle eines Unterkleides konnten auch Unterrock und Kamisol treten. 1857 tauchten im Pariser Genre canaille wieder rote Unterröcke auf, die noch schockierend wirkten, etwa ab 1866 aber allgemein Verbreitung fanden. Unter der Turnüre und dem Cul de Paris konnte auch der Unterrock über dem Gesäß zusammengerafft werden, oder es gab halbe Unterröcke. Während der engen Mode (1875 - 81) gab es ein separates Schleppunterkleid, das in den Kleidrock geknöpft wurde. Etwa 1890 - 1907 war der Unterrock als Bahnen- oder Glockenrock geschnitten und um den Saum mit Rosshaar abgesteift. 1897 kam eine Unterrockhose, 1898 eine Korsett-Unterrockhose auf (Combinaison). Nach 1898 war das Unterkleid dekolletiert, der Unterrock hatte eine Schleppe mit Balayeusen, die das gewünschte Frou-Frou erzeugten. Verarbeitet hat man Seiden, Tafte, zunehmend Kunstseide und im Winter Flanell.
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Bahnenrock 2)
Ballonrock/ Ballon-Look 3)
Faltenrock 4)
Glockenrock 5)
Jupe 6)
Kaminrock |
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7)
Kilt 8)
Miederrock 9)
Mini (-Mode) 10)
Petticoat
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Das im 20. Jh. Bevorzugte Unterkleid passte sich weitgehend dem Schnitt des Oberkleides an. In den 1920er Jahren behauptete sich neben dem Unterkleid in Hängerform mit waagerechtem Ausschnitt und dünnen Trägern die Unterrockhose. 1947 brachte der New Look den Unterrock wieder, der in den 50er und Anfang der 60er Jahre zu dem bei Mädchen sehr beliebten Petticoat aus sehr gestärkter Baumwolle, Nylon oder Tüll wurde. Zuweilen war dr Petticoat an das Korsett genäht. Nach 1964/65 nahm die Verbreitung von Unterkleid und Unterrock stark zugunsten einer durchgehenden Fütterung des Kleides ab. Außerdem wurde von nun an weniger Anstoß an durchsichtiger Oberkleidung genommen als früher. 14)
Wickelrock |
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