Pressestimmen zur Riphahn-Bürgerinitiative:
Kölner hängen an ihrer Oper (Kommentar: Kölnische Rundschau, |
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Soll das Riphahn-Gebäude aus rein nostalgischen Motiven am Offenbachplatz saniert werden? Oder leistet sich Köln einen extravaganten Opern-Neubau, etwa am Deutzer Rheinufer? Darüber wird derzeit in der Stadt diskutiert wie über kaum ein anderes Thema. Jetzt haben sich über 200 Persönlichkeiten, viele davon mit einem Namen in der Kulturszene, mit einem klaren Bekenntnis für die Sanierung des Opernhauses zu Wort gemeldet. Diese Bürgerinitiative vereint Menschen unterschiedlichster Herkunft, durchaus auch verschiedene Generationen. Sie entzieht sich schon deshalb leicht dem Verdacht, aus rein nostalgischen Motiven zu handeln. |
Die Sanierungsbefürworter weisen auf ein Argument hin, das nicht unterschätzt werden sollte: Viele Kölner hängen an diesem Haus, aus Wertschätzung für die Architektur, aber vielleicht noch mehr, weil die Oper ein Symbol für die Wiederauferstehung dieser Stadt aus Ruinen und auch ein Zeichen des Überlebenswillens ihrer Bürger ist. Nur konsequent also, wenn, jetzt Bürger fordern, dieses Zeichen zu erhalten. Weitere Unterstützung wird ihnen sicher sein und die Debatte um die Zukunft der Oper sicher beeinflussen. |
Bürgerinitiative für Erhalt des Opernhauses Mehr als 200 Persönlichkeiten, viele aus der Kulturszene, haben Aufruf unterschrieben |
von Christian Deppe (Artikel: Kölnische Rundschau, |
Mehr als 200 Menschen, darunter viele Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens der Stadt, haben einen Aufruf zum Erhalt der Riphahn-Oper unterzeichnet, den der Künstler und Schriftsteller Michael Cornelius Zepter initiiert hat. Sie fordern eine Renovierung und Modernisierung des Opernhauses nach Maßgabe des Denkmalschutzes. Es gehe nicht darum, „ob man die Oper abschaffen sollte, weil man sie persönlich scheußlich findet oder weil man sich gar ein neues Opernhaus wie in Sydney am Rheinufer erträumt". Auch dürfe nicht die Frage der Kosten entscheidend sein. Es gehe bei der Diskussion vor allem darum, „wie wir mit unserer Stadtkultur, mit unseren Künstlern, Architekten, Gebäude und unserer Geschichte umgehen", heißt es in dem Aufruf. Das Werk Wilhelm Riphahns sei ein wichtiger Teil Kölner Baugeschichte. Wie lieblos die Stadt jedoch mit seinem Erbe umgehe, zeige sich nicht nur an der Oper, sondern auch an der Bastei, die kaum genutzt seit Jahren verkomme. Wie schnell abgerissen und unwiederbringlich Bausubstanz zerstört wird, haben wir gerade in Köln in der Vergangenheit schmerzlich erfahren müssen", so die Unterzeichner. Unterschrieben hat auch der kulturpolitische Sprecher der SPD, Dr. Hans-Georg Bögner. Die Unterschrift von Dr Lothar Theodor Lemper fehlt, aber auch der CDU-Kulturpolitiker begrüßt den Aufruf als Ausdruck der offenen Diskussion, die fortgeführt werden soll. "Ich denke aber, dass sich vor der Sommerpause eine Tendenz abzeichnen sollte, wie es mit der Oper weitergeht", meint Lemper. |
AUSZUG AUS DER UNTERZEICHNERLISTE Christian Schaller (Architekt), Bela Dören (Architekt, früherer Stadtentwicklungsdezernent), Norbert Burger (Oberbürgermeister a. D.), Peter H. Fürst (Fotograf), Dieter Wellershoff (Schriftsteller), Joachim M. Plotzek (Direktor Diözesanmuseum), Walther König (Buchhändler), Winfried Reckermann (Galerist), Ansgar Nierhoff (Bildhauer), Karsten Greve (Galerist), Heijo Klein (Vorsitzender der Museumspädagogischen Gesellschaft), Klaus Staeck (Grafiker), Jürgen Becker (Schriftsteller), Tremezza von Brentano (Künstlerin), Manos Tsangaris (Komponist) |
(Artikel: Kölner Stadtanzeiger, Samstag, 16. April 2005) |
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Für die Bewahrung des von Wilhelm Riphahn errichteten Kölner Opernhauses sprechen sich Kölner Bürger in einem Offenen Brief an Politik und Verwaltung aus. Der Text mündet in der Aufforderung: „Erhalten und pflegen Sie ein eindrucksvolles Denkmal unserer Stadtgeschichte." Die Oper sei „ein Zeugnis für den Willen zum Wiederaufbau nach den schrecklichen Zerstörungen des 2. Weltkriegs" - dies sei nicht zuletzt „in der Leserbriefdebatte im Kölner Stadt-Anzeiger" betont worden. Zu den mehr als 200 Unterzeichnern gehören die Schriftsteller Jürgen Becker und Dieter Wellershoff, die Malerinnen Rune Mields und Dorothee von Windheim, die Bildhauer Roberto Cordone und Ansgar Nierhoff, die Galeristen Winfried Reckermann und Karsten Greve sowie der Architekt Christian Schaller. (ksta) |
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KULTUR Kölner Stadtanzeiger vom 29. August 2007, S. 27: Der Nachweis der |
Eine neue Situation: Kämmerer Suenius verweigert die Zustimmung zum Sanierungsplan! Der Kölner Stadtanzeiger stellt die Neubau-Option wieder zur Debatte! |
Vor einem Jahr war noch von 193 Millionen Euro die Rede, mittlerweile sollen die Sanierung der Kölner Oper und der Neubau des Schauspielhauses auf dem Offenbachplatz annähernd 258 Millionen Euro kosten. Eine zusätzliche Belastung der öffentlichen Kassen, die der Kämmerer Peter-Michael Soénius nicht ohne weiteres hinnehmen will. Der städtische Finanzchef hat einem Beschlusspapier zum geplanten Architektenwettbewerb seine Zustimmung verweigert, das Kulturdezernent Georg Quander und Baudezernent Bernd Streitberger am 6. September der Politik vorlegen wollten. Ihm fehle der Nachweis der Wirtschaftlichkeit, bestätigte Soénius gestern den Vorgang. Gestützt auf eine Studie zur Wirtschaftlichkeit, hatte der Rat im Juni 2006 die grundlegende Sanierung des denkmalgeschützten Opernhauses beschlossen. Das Schauspielhaus, ebenfalls erbaut von dem Kölner Architekten Wilhelm Riphahn, soll an Ort und Stelle neu gebaut werden. Indes haben sich die damals genannten Kosten nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ um 65 Millionen Euro erhöht. Das dem Ratsbeschluss zugrunde liegende Gutachten sei „eine erste Schätzung“ gewesen, sagt Kulturdezernent Georg Quander. Die Stadt habe das Sanierungskonzept mit Hilfe eines Berliner Büros für Theaterplanung nach dem Sanierungsbeschluss überarbeitet. Dabei habe sich ein größerer Platzbedarf ergeben. Die Kinderoper soll einen eigenen Raum bekommen, damit das Foyer seine Wirkung entfalten kann; die Probebühnen, der Ballettsaal und der Saal für die Orchesterproben sollen größer werden; die Opernbühne benötige verbesserte Lagerflächen und die Gastronomie soll „deutlich ausgeweitet“ werden. In der Summe soll der umbaute Raum im Vergleich zum Gutachten um ein Fünftel größer sein. „Wir erhalten sanierten Altbau mit der Funktionalität eines Neubaus“, betont Quander.
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Fehlerhafte Studie Aus einem internen Verwaltungspapier geht hervor, dass die Studie fehlerhaft war. Die Gutachter seien von 155 000 Kubikmeter umbauten Raumes im Opernhaus ausgegangen; „weiterführende Planungs-unterlagen“ hätten jedoch eine Größe von 173 000 Quadratmetern ergeben - 18 000 Kubikmeter mehr, die saniert werden müssen. Der Vorsitzende des Finanzausschusses, SPD-Fraktionschef Martin Börschel, spricht von „Schlamperei“. Er richtet schwere Vorwürfe an die Verwaltung. „Es sieht so aus, als habe dem damaligen Ratsbeschluss keine seriöse Planung zugrunde gelegen. Mir scheint, der Eigenbetrieb Bühnen mit Herrn Raddatz an der Spitze ist total überfordert.“ Kämmerer Soénius verlangt von seinen Dezernenten-Kollegen Quander und Streitberger den Nachweis, ob die vom Rat beschlossene Variante in Anbetracht der heutigen Kostenberechnung immer noch die wirtschaftlich Günstigste ist. Baudezernent Bernd Streitberger hält die aktuelle Planung nach wie vor für angemessen. Gleichwohl seien die kritischen Fragen des Kämmerers nachvollziehbar. Auf Basis des vorliegenden Raumbedarfs würden auch die Kosten für einen Neubau noch einmal ermittelt. „Die Verzögerung ist misslich, für das Projekt aber kein allzu großes Problem“, sagt Streitberger. Er gehe davon aus, dass der Architektenwettbewerb bis Sommer 2008 abgeschlossen sein wird und die Sanierung im nachfolgenden Jahr beginnen kann. Externer Sachverstand „Man sollte die Planung externen Fachleuten geben, das muss professionell gesteuert werden“, fordert der Vorsitzende des Ratsausschusses für Stadtentwicklung, Karl Jürgen Klipper (CDU). Klipper regt an, die Opernsanierung und den Neubau des Schauspiels im Zusammenhang mit der Umgebung zu betrachten. Derzeit werde noch einmal berechnet, was die Tieferlegung der Nord-Süd-Fahrt am Offenbachplatz kosten würde. „Die ersten Ergebnisse sind sehr positiv, das ist finanziell machbar.“ Finanzpolitiker Börschel fordert ebenso wie Klipper einen Kostendeckel für das Kulturvorhaben am Offenbachplatz. Dagegen hätte Baudezernent Streitberger nichts einzuwenden. |
dazu der Kommentar des Autors in derselben Ausgabe, S. 29: (beide Artikel auch im Internet unter: |
Unser Kommentar: |
Eine weitere Blamage Es steht nicht gut um das Vorhaben, die Oper zu sanieren und ein neues Schauspielhaus zu bauen. Noch bevor die Stadtverwaltung den Architekten-wettbewerb ausgelobt hat, ist die interne Kosten-schätzung gewaltig gestiegen. 65 Millionen Euro mehr, etwa ein Drittel des ursprünglich angesetzten Betrages, da muss der Kämmerer geradezu an der Wirtschaftlichkeit zweifeln. Hier bahnt sich womöglich eine weitere Blamage der Kulturverwaltung an. Für die Politik ergibt sich jedenfalls eine veränderte Beratungsgrundlage. Köln leidet nach wie vor unter einer Finanzkrise, die Stadt hat strenge Sparauflagen des Regierungs-präsidenten zu erfüllen. Das bedeutet nicht, dass Sinnvolles, in die Zukunft Weisendes nicht verwirklicht werden dürfte; wohl aber muss jeder Euro gerechtfertigt sein, den der Rat über die Pflichtausgaben hinaus bewilligt. Ein finanzielles Desaster wie bei der neuen U-Bahn darf sich die Rathausspitze nicht erlauben. Als der Rat seinerzeit den Bau der Nord-Süd-Verbindung beschlossen hatte, waren die Politiker über die tatsächlichen Ausgaben nicht informiert. Mittlerweile wissen sie, dass die Stadtkasse wegen der U-Bahn wahrscheinlich mit einem dreistelligen Millionenbetrag belastet wird. Besonders wegen dieser schlechten Erfahrung muss dem Sanierungsbeschluss ein erneuter Kostenver-gleich zugrunde liegen. Dabei hat eine - vor einem Jahr verworfene - Vision nichts von ihrem Charme verloren: eine neue Oper am Deutzer Rheinufer, die Tieferlegung der Nord-Süd-Fahrt und eine neue Bebauung des Offenbachplatzes. So ließe sich eine seit Jahrzehnten schwelende Wunde in der Innenstadt heilen - vorausgesetzt, die Ausgaben sind vor den Bürgern vertretbar. |
Viele Unterzeichner unseres Aufrufs äußerten schon damals die Sorge, dass die Sache noch lange nicht ausgestanden ist; man müsse befürchten, dass die Kräfte in der Stadt, die schon von Anfang an für einen Abriss der Oper eintraten – in der Regel aus wirtschaftlichen Erwägungen (kommerzielle Bebauung des attraktiven Standorts) – ihre Pläne nur vorübergehend zurück stellen würden. Die Situation ist nun da und der Stadtanzeiger bringt schon einmal die von ihm vertretene Lösung mit dem "Charme" eines Neubaus am Deutzer Rheinufer vor. Die Verteter der beiden großen Parteien äußern sich zurückhaltender, doch damit ist die Sache sicher nicht vom Tisch. Wir betonen ausdrücklich, dass wir ebenfalls dafür eintreten werden, dass die Sanierung sorgfältig und unter Beachtung der Wirtschaftlichkeit durchgeführt wird. Falls die bisherige Planung in dieser Hinsicht "schlampig" erfolgt sein sollte, weisen wir darauf hin, dass entsprechende Versäumnisse umgehend nachgeholt werden müssen, denn anderenfalls wird der Sache der Sanierung nicht wieder gut zu machender Schaden zugefügt. In der Sache selbst hat sich für unsere Initiative nichts geändert. Der Erhalt der Riphahn-Oper wird nicht deshalb hinfällig, weil die Kosten der Renovierung höher liegen sollten als ein Neubau, denn so gehen wir ja auch nicht mit anderen Baudenkmälern der Stadt Köln um. Die Zeit, in der historische Denkmäler der Stadt aus Kostengründen oder wegen Bauspekulation einfach abgerissen wurden, sollte endgültig vorbei sein. Im Übrigen haben die jüngsten Skandale um Messe- und U-Bahn-Neubau gezeigt, dass auch Kosten von Neubauten explodieren können. Michael Zepter (kontakt@michaelzepter.de) |