Der Asket (1957)

 

Manchmal kam eine Zeit
wo das Ohr versagte
und die eisige Stille des Alls
für wenige unkontrollierte Momente
in sein trübes Hirn brach.
Oft hämmerten dann
seine wunden Fäuste
gegen das eherne Stirnband,
rasend vor wütender Leidenschaft,
daß er die Fesseln nicht sprengen konnte.

Taumelnd vermeinte er Glück zu finden
in der Zerstörung des Selbst.
Mit blutigem Geißelschlag
zerfetzte er seinen verdorrten Leib,
riss noch das letzte Brot sich vom Mund,
weil es im Kauen zu süß war..
So gedachte er, dem Gott ein Opfer zu bringen,
in dessen erfrorene Augen
ein mitleidiges Glimmen zu fachen.

Aber der Faust blieb verwehrt,
was mit Gewalt zu zwingen er suchte.
Manchmal nur, wenn er die heißen Augen
tief in die trockenen Kissen grub
und ein feuriger Schmerz
wie die Kohle Gottes
seine Seele berührte,
glaubte er die Liebe Apolls zu spüren,
die grausame Liebe des Schinders,
der seine Söhne erwürgt.


Michael Cornelius Zepter:
"Zarathustra"
Öl auf Karton 1964

 

 

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