I.
Schon nicht mehr bleibende Frühlingsblüte:
Forsythien,
und darüber ein unsteter Wind
halb blausonnig, halb schmutzig grau.
Regentropfen —
leichte Tränen,
die verwelkende Schönheit
eilig, teilnahmslos verwischen.
Nur ein Vogelschrei
zeugt von konstanter Verliebtheit,
wetterunabhängig.
Erste, unsichere Versuche des Krokus,
ob er seinen Kelch nicht lieber
für eine Weile noch
sollte geschlossen halten.
Viele Wege, noch unsichtbar,
kreuzen sich ins Blaue.
Heitere Unsicherheit liegt über den
zarten Knospenspitzen der Birke
und der Ahnung ferner Berge.
II.
II.
Leicht spielt der Wind
in ihren dunklen Locken
Ihre Augen leuchten noch fröhlicher
aus ihrem braunen Gesicht
(Sie kommt gerade vom Schifahrn).
Gletscherhauch und Glutsonne
über den Hügeln des Mundes.
Ein
Stück Weg —
Momente der Trennung
und Wiederbegegnung,
wenn‘s sumpfig wird.
Worte, Geraune
über mögliche Zukunft —
ohne Zusammenhang
zur erwachenden Natur.
Da, eine kurze Berührung der Hand,
wie ein zartes Versprechen.
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III.
Manchmal brenne ich
in ungezügelter Glut:
Verzweifeltes Lodern
im erstickenden Schmerz.
Hunger packt mich nach Sonne und Liebe.
Welch eine
Jugend,
der statt fröhlicher Kinderlärm,
Mord und Zwietracht im Auge steht.
Schale Freuden, Fröhlichkeiten,
bestimmen den Augenblick.
Doch magisch zieht es den Blick
nach vorne, erschauernd
vor dem was noch kommt.
Und ich bewundere Goethe
und andere Genies,
die gelassen vermochten den Tag zu pflücken.
Doch jetzt
gibt‘s kein weises Planen,
Vorsicht ist sinnlos,
Aufbau Wahnsinn,
Glaube ein Rätselwort.
Denn dunkel steht die eherne Wolke
und mein kleiner, beschränkter Verstand
läuft sich entsetzt im Kreise fest.
Hoffnung nur blüht in den Spitzen der Zweige,
sehr vage und kaum zu spüren,
dass es noch einmal gehen möge,
dass Sodom noch einmal verschont bliebe,
um der allzu wenigen Gerechten.
IV.
Doch dein Bild, meine Schwester,
ist ein Wegweiser zu Schönerem.
Heimlich verkünden deine seltenen Augen
mit Schalk aus dem Winkel heraus
das Andere
das ich noch nicht zu benennen weiß.
Und Hoffnung keimt durch die Liebe,
Glaube springt auf
wie die Blüte der Tulpe,
die erst im Öffnen ihr Leuchten zeigt.
Glätte
die finstere Stirn,
heile den ohnmächtigen Schmerz,
such nicht im Fremden dein Glück!
Nimm ihre Hand
und die Berührung ihres Haars
wird zum Wunder.
Für einen Augenblick
steht dann die Zeit still
und die Welt
scheint wieder geordnet.
Koste es aus,
denn gleich,
im nächsten Moment
zerbricht sie erneut,
diese Welt.
MCZ: Paar, Tagebuchzeichnung 1959
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