Michael Cornelius Zepter
"Jazzkomposition Nr. 1", 1966
Zeichentusche und Ol auf Karton


Die frühen Gedichte entstanden, bis auf wenige Ausnahmen, in den beiden Jahren vor meinem Abitur und in den ersten zwei Jahren meines Studiums an der Düsseldorfer Kunstakademie (1959-1960). In ihnen drückt sich das Lebensgefühl eines jungen Mannes aus, der, Spross einer Künstlerfamilie aber aufgewachsen in der bürgelichen Welt der 1950er Jahre, versuchte, aus den daraus erwachsenen Spannungen und Widersprüchen zwischen einer weitgehend der Tradition verpflichteter Schulbildung und der Faszination der modernen Welt einen eigenen Weg zu finden.
Dieser Weg wurde begleitet von widersprüchlichen Gefühlen, wie sie seit jeher die Jungen zwischen Pubertät und Erwachsenwerden prägen. Wobei wir damals für diesen Weg wesentlich länger brauchten als die Jugend heute. Was mich ebenfalls umtrieb, war die Auseinandersetzung mit der historischen Schuld meines Landes an Krieg und Völkermord, mit den Exzessen eines entfesselten Kapitalismus und der Gleichgültigkeit und Oberflächlichkeit der Gesellschaft.

Wegweiser in diesem Chaor war für mich die Kunst der Moderne: Malerei, Dichtung, Musik, Theater.
In der Bildenden Kunst waren es die Expressionisten, besonders Kirchner und Beckmann, Max Ernst, Henry Moore und der späte Picasso, in der Musik Stockhausen, Henze und Free Jazz, vor allem John Coltrane, den ich 1960 für mich entdeckte und von dessen Musik obiges Bild inspiriert ist. Ich las Kafka, James Joyce, Dostojewsky, Henry Miller. begeisterte mich für die Stücke von Sartre, Ionesco, Frisch und Claudel, die Filme von Alain Resnais, Antonioni, der Japanern und für das Ballett des jungen Maurce Béjart. Was die Lyrik anging, so waren Friedrich Nietzsche, Georg Heym, Else Lasker Schüler, Gottfried Benn, Karl Krolow und Günther Eich Vorbilder und Anreger.


zu den Zeitgedichten
zu den Liebesgedichten


 

Architektentraum
(1957)

Gedicht über einen Traum,
in welchem ich auf dem Mond
in ein kafkaeskes Szenario geriet.
Das Gedicht entstand unmittelbar am Tag nach diesem überaus plastischen und farbigem Traum.

 

Der Asket
(1957)

Das Gedicht verbindet das (falsche) Idol des Asketen
mit dem des Künstlers

["Die Schindung des Marsyas" durch Apoll hat Tizian in einem seiner großartigsten späten Gemälde dargestellt]

 

Vorfrühling
(1958)
Ein mehrteiliges Gedicht über den erwachenden Frühling, die Begegnung mit einem Mädchen, die Frustrationen der Jugend und über den Versuch, mit dem Chaos der Gefühle fertig zu werden.

 

 

Caroline
(Sonett 1959)

Das Gedicht entstand nach
der Begegnung mit Caroline,
einerTänzerin aus New York,
im Garten der Villa Camerata,
Florenz. Ich war vorher 4 Wochen lang mit einem Freund durch die Toscana gewandert.

 

Zwei Traumgedichte
von 1958 und 1962

Träume spielen seit meiner Jugend eine bedeutende
Rolle für mich.
Hier verbanden sie sich mit meinem damaligen Interesse an Sigmund Freud und dem Surrealismus.

 

Stimmen
(1960)

Real höre ich bis heute keine
"Stimmen" -- Gott sei Dank!
Das Gedicht versucht vielmehr, in symbolischen Bildern meine damaligen Probleme mit Kunst und Kommunikation zu thematisieren.

 

Katinka

Katinka ist eine Jugendfreundin
aus unserer Nachbarschaft.
Sie spielte schon damals Geige
mit einem unglaublich energisch-dynamischen Strich.

 

Kinderzeichnung

Kinderzeichnungen haben mich seit meiner Akademiezeit fasziniert.
Gedicht und Text beschreiben ein frühes Erlebnis mit Kinder-Street-Art.

 

 

zwei Gedichte
an Dascha

Dascha lernte ich 1960 auf einer Tanzparty in der Kunstakademie kennen.
Sie bezauberte mich von
Anfang an. Und ihre
künstlerischen Fähigkeiten
waren ebenso faszinierend.


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